Fehltritt mit Folgen by Daniela Alge

Autor:Daniela Alge [Alge, Daniela]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-902784-77-3
Herausgeber: Verlag federfrei
veröffentlicht: 2015-02-27T05:00:00+00:00

Waldinger fuhr auf der Autobahn in Richtung Feldkirch, ließ die Scheibenwischer in ruhigem Tempo hin- und herputzen und verzichtete auf das Gedudel des Autoradios. Das Gespräch mit Herrn Loacker bedrückte ihn. Trotz allem hatte Peter eine relativ sorgenfreie Kindheit gehabt, der unkomplizierten Tante sei Dank. Gerne hätte Waldinger mit ihr gesprochen, doch sie war vor drei Jahren an Herzversagen verstorben.

Nun war er auf dem Weg nach Vaduz. Peters Schwiegervater wollte Waldinger zu einem frühen Mittagessen in einem kleinen Lokal treffen. Dank Navigationsgerät fand er es auf Anhieb und war sogar einige Minuten vor der verabredeten Zeit vor Ort.

Der Peter-Kaiser-Platz im Zentrum des kleinen Städtchens war voller Touristen. Der leichte Nieselregen hielt die Urlauber von Bergtouren und Badeausflügen ab, und viele nutzten den Tag, um sich in der malerischen Hauptstadt des kleinen Fürstentums umzuschauen.

Das hohe Haus des Landtags zog mit seinem Spitzgiebel und den einfachen klaren Formen ganze Scharen von Fotografen an. Waldinger parkte seinen Wagen in der Tiefgarage und lief die hundert Meter zu dem Lokal durch den Regen. Er stellte sich unter die Markise des Hutgeschäftes nebenan und beobachte, wie ein schwarzer Porsche direkt vor dem Lokal hielt. Der Mann in schwarzem Anzug und mit schwarzer Fliege um den Hals ging, ohne abzusperren, zügig zur Eingangstür des Restaurants. Waldinger folgte ihm. Ein Kellner nahm Herrn Rheinberger den Mantel ab und führte ihn zu einem gedeckten Tisch im hinteren Teil des Gastraums. Waldinger hängte seine Lederjacke selbst auf einen Bügel an der Garderobe und wollte ins Lokal gehen, als besagter Kellner auf ihn zugeeilt kam. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«

»Nein danke, ich bin mit Herrn Rheinberger verabredet«, sagte Waldinger. Der Kellner ging ihm voraus und meldete ihn am Tisch, bevor er ihm einen Stuhl zurechtschob.

Waldinger gab Peters Schwiegervater die Hand und wünschte ihm sein Beileid.

»Setzen Sie sich. Ich habe bereits bei der Reservierung bestellt und gehofft, dass Sie pünktlich sind. Mögen Sie Fisch?«

Waldinger nickte.

»Was darf ich Ihnen zu trinken bringen?«, fragte der Kellner.

»Ein Mineralwasser ohne Kohlensäure, bitte.«

»Bringen Sie ihm ein Weinglas mit, der Fisch ist sein Lebtag lang in Wasser geschwommen«, bemerkte Rheinberger.

Waldinger verzog seine Mundwinkel nach oben. Im Gegensatz zu seiner Tochter hatte der Mann anscheinend Humor. Der Kellner ließ sie allein.

»Wie standen Sie zu Ihrem Schwiegersohn?«

»Ich bin kein Mann großer Worte, und ich bin ehrlich: Ich war froh, Victoria endlich aus dem Haus zu haben. Sie ist eine Nervensäge. Peter hat mich nicht weiter interessiert. Er war intelligent genug, dass ich ihn als Betriebsleiter einsetzen konnte und gut.«

Der Kellner brachte die Getränke und ließ Herrn Rheinberger den Wein probieren. Er nickte gnädig.

Sie stießen an, und Waldinger fragte weiter: »Profitieren Sie in irgendeiner Form von seinem verfrühten Ableben?«

Der Mann schwieg nachdenklich.

»Vielleicht schafft es sein Nachfolger, mir einen Enkel zu schenken, aber Victorias Uhr tickt. Ich würde gerne wissen, wie es mit der Liftgesellschaft weitergeht, wenn ich nicht mehr bin.«

Und schon stellte der Kellner das Essen auf den Tisch.

»Einen neuen Betriebsleiter zu finden, ist kein Problem. Jetzt, wo die Vergrößerung ansteht, werde ich nicht an der falschen Stelle sparen.«

Beide probierten von ihrem Lachs und aßen in einvernehmlicher Stille.

Download

Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.